CD des Monats August 2022: Oddland-Vermilion

Diesmal sind es keine Schweden, nein, es sind Finnen, die gewinnen. Da sage einer, ich könne nicht dichten.

Bereits im März 2022 veröffentlicht, ist das erst jetzt bei mir eingetrudelt. Prog-Metal für all die, die Greg Lake/John Wetton mögen. Zumindest in den klaren Lagen klingt der Sänger so.

Die dritte Scheibe in zehn Jahren klingt nicht nach der totalen Produktivität, aber schließlich zählt Qualität und nicht der ständige Auswurf von endlosen Wiederholungen. Bereits das Debut The Treachery of Senses war klasse, der Nachfolger Origin nicht ganz so gut, aber Vermilion ist aus meiner Sicht der große Wurf.

Oddland packen einen Klangteppich aus, der seinesgleichen sucht. Der instrumentale Opener begeistert mit wunderschönen Pianoeinlagen, ehe in Below der Metal ausgepackt wird. Dabei scheuen Oddland auch nicht vor asiatischen Klängen zurück. Der Sänger soll nach Greg Lake klingen? Abwarten.

Wie es beim Prog sein soll, vermisst man den typischen Songaufbau. Es gibt kein Blablabla Refrain, blablabla Refrain, Gitarrensolo, blablabla Refrain. Praktisch weiß man hier nie, wohin der Zug in ein paar Sekunden fährt. In Emancipator ist es dann soweit, der Gesang ist absolut edel. King Crimson-Fans werden mich steinigen, aber so, und nur so, sollte King Crimson heute klingen.

Unity schließt die Scheibe ab. Die Gitarrenarbeit am Anfang ist wieder allererste Sahne. Es sind die Frickeleien zwischen den Zeilen, die erst nach dem zweiten oder dritten Durchgang wirklich auffallen. Famos.

Vermilion ist keine Scheibe zum nebenbei hören. Vermilion verlangt absolute Konzentration. Wer bereit ist, das zu geben, der wird mit einer der besten Prog-Scheiben des Jahres 2022 belohnt. 18 von 20 Punkten.

Und was gab es noch?

Porcupine Tree hat mit Closure/Continuation einen neuen Output. Aber, wie meistens, ist Porcupine Tree maßlos überbewertet. Ja, wenn jeder Song die Qualität von Chimeras Wreck hätte, dann wäre die Begeisterung mancher Kritiker verständlich. So sind das aber nur 12 Punkte.

Noch langweiliger geht es auf der neuen Journey zu, die sich Freedom nennt. Die hat weder das Niveau von der Escape, noch von der Frontiers, noch nicht einmal von der Infinity. Belanglose Songs, die aber durchaus nach Journey klingen. Fans mag das beglücken. 10 Punkte. Knapp!

Auch das Urgestein Arthur Brown hat eine neue Scheibe veröffentlicht. Leider fehlt mir Vincent Crane (Atomic Rooster), um das Niveau der Faster than the speed of light zu erreichen. Aber man fühlt deutlich den Siebziger-Flair. I like games ist richtig klasse. 13 Punkte.

Coheed & Cambria haben auch eine neue Scheibe. Während die meisten Kritiker begeistert sind, hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Der Sound wiederholt sich. Comatose ist ganz gut gelungen. 11 Punkte.

Und auch der gute Jorn hat eine neue Scheibe. In the dirt gefällt mir ganz gut, ansonsten Massenware. 11 Punkte.

Traitor-Exiled to the surface schneidet in Tests ebenfalls gut ab. Das ist Trash und Trash hat es bei mir schwer. 8 Punkte.

Die neue Mantar ist da auch nicht besser. Als Testsieger anderswo geadelt, ist mir das zu lärmig. Der Gesang, böse Menschen könnten das auch als Gekeife bezeichnen, ist nicht meins. Der Mangel an Melodien tut sein übriges. 8 Punkte.

Die neue Sinner, die auf den Namen Brotherhood hört, rockt schön durchschnittlich daher. 12 Punkte.

Zum Abschluss noch Goldsmith von den ehemaligen Blackend. Herr Goldschmitt hat sich nun umgetauft. Und das hat diesem Werk sichtlich gut getan. Während Blackend nie so wirklich meins war, rockt diese Scheibe. Das klingt für mich nach einer Melange von späten Metallica und Mustasch. Hörenswert mit 14 Punkten.

🙂 Rüdiger

 

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