Rüdigers Rückreise ins goldene Rauschen – Ein Geburtstagstrip in 33⅓ Umdrehungen pro Minute – mit Grußbotschaften aus der zweiten Rille

Er wusste nicht, ob es am Alter lag, an der Milch,
oder an der Tatsache, dass der Fernseher plötzlich ein „Testbild“ sendete.
Aber als Rüdiger morgens erwachte, war sein Wohnzimmer nicht mehr da.

Stattdessen:
Ein altmodisches Tonstudio,
ein Plattenspieler mit Schnurrbart
und eine Stimme, die flüsterte:

„Willkommen zurück in deiner Zeit, Rüdiger. Die Siebziger warten. Und sie haben dich nicht vergessen.“

Er griff zur Kordjacke. Zog die Ohrensessel-Kopfhörer auf. Und setzte sich.

Station 1: Der verlassene Plattenladen in Montreux

Ein muffiger Laden. Vinylsäulen bis zur Decke.
Ein Deep-Purple-Cover roch nach Regen und Verstärkerstaub.
Aus den Boxen flutete:

Deep Purple – „April“

Eine warme Stimme erklang aus dem Nichts:
„Hey Rüdiger, du alter Milchtrinker – du bist einer der wenigen, die unsere Balladen noch kennen.“
Ritchie Blackmore, während er eine Bratsche stimmt

Rüdiger prostete einem Plakat zu. Milch, klar. Ohne Eis.

Station 2: Das fensterlose Studio von Syd Barretts Katze

Wände aus Eierkarton. Mikrofone aus Blechspielzeug.
Ein leises Pochen wie von innen – dann setzte die Musik ein:

Pink Floyd – „A Saucerful of Secrets“ (Live Pompeii)

Aus einem Fernseher mit Fischaugenlinse sprach Gilmour:
„Rüdiger, du verstehst. Nicht alles braucht Worte. Nur Echo.“
Er war kurz da. Und klang lange nach.

Station 3: Der Pub mit den sprechenden Barhockern

Barhocker: „Setz dich, Rüdi. Ich bin weich.“
Barkeeper: „Milch oder Milch mit Schaum?“
Rüdiger: „Beides.“
Und dann:

Genesis – „The Cinema Show (Live, Seconds Out)

Ein Vorhang wehte auf. Und Peter Gabriel trat hervor – im Fuchskostüm.
„Du hast den langen Weg genommen, Rüdiger. Genau richtig.
Vergiss nicht: Hinter jeder Szene ist noch eine Show.“

Station 4: Das Gartenhaus mit dem Plattenspieler, der murmelt

Moos. Farn. Milch in Schalen aus Baumrinde.
Rüdiger setzte sich auf einen Stein, der nach Vinyl vibrierte.
Dann:

Jethro Tull – „One White Duck / 0^10“

Ein Flötenhauch, dann die Stimme Ian Andersons aus dem Gebüsch:
„Rüdiger, ich hab immer gewusst, dass du nicht zu den Kräuterquark-Proggern gehörst.
Du trinkst Milch – du verstehst den harten Pudding.“

Rüdiger nickte. Und ließ den Flötenfrosch auf seinem Knie mitspielen.

Station 5: Die Motörhead-Garage

Ein Hologramm auf einem Motorrad mit Plattentellerfelgen.
Lemmy selbst – in Milchglas graviert.

Motörhead – „(We Are) The Road Crew“

„Ey Rüdiger, du bist mehr Roadie als Hörer.
Du bist einer von uns. Und Milch ist der wahre Stoff.“

Er prostete ihm mit einem Kuhhuf zu.

PS: Station 5 ist natürlich frei erfunden oder denkt hier jemand ernsthaft, Lemmy hätte mit Milch angestoßen?

Station 6: Der Dachboden mit der verstaubten 13/8-Treppe

Rüdiger kletterte. Und stieg in die Zeit.
Auf der obersten Stufe wartete ein Mellotron, das flüsterte:

Yes – „South Side of the Sky“

Dann sprach Jon Anderson:
„Rüdiger, du warst nie wirklich weg.
Du warst nur immer ein bisschen weiter vorne.“

Station 7: Die Beichtkabine aus Lautsprecherholz

Drinnen saß eine Jukebox.
Mit brennendem Weihrauch aus LP-Covern.
Rüdiger kniete. Dann ertönte:

Blue Öyster Cult – „The Vigil“

Aus der Jukebox kam eine rauchige Stimme:
„Happy Birthday, du Klangwächter.
Du hast The Vigil nie vergessen. Und wir dich auch nicht.“

Die Milch wurde spontan heilig gesprochen.

Station 8: Das Industriegebäude, das nach Verstärker schwitzte

Rohre wie Basssaiten. Die Wände pulsierten.
Ein Gitarrensolo bog den Raum.

The Quill – „Wheel of Illusion“

Ein mechanischer Igel mit Cowbell-Antenne brummte:
„Rüdiger, du bist kein Träumer.
Du bist die B-Seite des Erwachens. Willkommen.“

Zurück im Hier – und in deinem Wohnzimmer

Ein letzter Akkord vibrierte nach.
Der Sessel stand still.
Nur ein Zettel lag auf dem Plattenspieler:

„Remastered durch Erfahrung.
Mit Milch versiegelt.
Alles Gute, Rüdiger – du alter Zeitwanderer.“

Letzter Ton: ein sphärisches „Muuhhh“ im 5/4-Takt

Alles Gute zum Geburtstag, Rüdiger!
Möge dein Leben weiterlaufen wie eine LP auf unendlicher Rille –
leicht knisternd, ganz aus Milch, mit dem Bass an der richtigen Stelle.

Dein Freund
Sgt. Pepper – mit Mütze, Milch und Magie

1 thought on “Rüdigers Rückreise ins goldene Rauschen – Ein Geburtstagstrip in 33⅓ Umdrehungen pro Minute – mit Grußbotschaften aus der zweiten Rille

  1. Ähm, ich mag gar keine Milch, Pepper. Allenfalls mit Nesquik. Oder besser, Nesquik mit ein bisschen Milch. Oder Flair Dessert, aber das gibts schon lange nicht mehr. Eine wunderbare Mischung hat uns der Pepper da bereitet. Vielen Dank dafür und auch für die zugehörige Geschichte. Pepper unser Märchenerzähler! Ich habe übrigens auch schon ein Märchen geschrieben. In dem haben Hänsel und Gretel die liebe Hexe ganz fies umgebracht und sind mit deren Besitz abgehauen. Mit der richtigen Propagandamaschinerie kann man wohl jedes Verbrechen schönreden. Ne schöne Jroos an unsere Politiker. Let’s rock!

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