CD des Monats Juni 2025: Pagan Altar – Never Quite Dead
Pagan Altar haben starke Alben fabriziert wie Mythical & Magical oder The Room Of Shadows. Nach dem Tod des charismatischen Sängers Terry Jones im Jahre 2015 war kein weiterer Output zu erwarten. Weit gefehlt. 2017 kam das tolle Room Of Shadows und nun liegt Never Quite Dead vor. An die vorgenannten Meilensteine kann die neue Scheibe nicht ganz herankommen. Nichtsdestotrotz weht der Wind von Terry Jones durch die Songs. Es bleibt doomig. Der neue Sänger, Brandon Radigan, lässt an Terry Jones erinnern. Eine gute Wahl, die zudem zu den leicht rockigeren Kompositionen passt.
Für Balladenliebhaber gibt es Madame M’Rachel.
Über den Saitenhexer Alan Jones (Sohn von Terry) muss man keine Worte verlieren. Man höre nur Westbury Express. Da komme ich mit meiner Luftgitarre nicht hinterher. Da passt jeder Zupfer.
Die 8 Songs haben alle ihren Reiz. Als Longtrack-Liebhaber favorisiere ich aber Kismet. Ruhig und zart, trifft episch und hart. Ganz großes Kino.
15 fette Punke von 20, mit dem Bonus, vielleicht später doch noch zum Topalbum aufzusteigen.
Und was gab es noch:
Harem Scarem – Chasing Euphoria: Eagles auf speed, wobei speed übertrieben ist. Auf deutsch: Da schlafe mir die ungewaschene Käsfüß ein. Es gibt zwar Passagen, die man gerade noch als Hardrock bezeichnen könnte, aber insgesamt nur für Freunde des soften Rocks zu empfehlen. 10 Punkte.
Ghost – Skeleta: Der Nachfolger unseres Topalbums Impera, mit dem Ohrenschmeichler Call Me Little Sunshine, kann leider mit dem Vorgänger nicht mithalten. Dabei wird am Gesamtkonzept kaum etwas verändert. Der Vorteil eines Sängers mit unverkennbarer Stimme ist zugleich auch ein Nachteil. Die Songs wirken auf mich austauschbar. Lachryma ist da eine Ausnahme, weil da der Härtegrad stimmt und auch das prägnante Riff zu gefallen weiß. Der Refrain ist dann aber fast zum schunkeln. Ansonsten ist mir das zu wenig. 12 Punkte.
Colosseum – XI: Gibt es einen Siebziger-Progger, der das Live-Doppelalbum nicht in seinem Plattenschrank stehen hat? Drei der alten Recken sind noch dabei, unter anderen der unvergleichliche Chris Farlowe. Die Scheibe klingt überraschend frisch, bluesy und funky. Alle Altfans werden sicher ihren Spaß haben. Und es gibt sogar eine neue Valentyne Suite, die hier English Garden Suite heißt. 13 Punkte.
Messa – The Spin: Italienische Metal-Bands sind weiter auf dem Vormarsch. Wie schon öfter, nörgle ich, wenn, wie hier, Frauen-Klargesang vorliegt. Dabei gibt es schon Frauen, deren Gesang mir gefällt, wie bei Curved Air, Renaissance, Inga Rumpf zu Frumpy-Zeiten, Leather Leonie oder auch Erica Stoltz von Sanhedrin. Diese Metal-Mixtur aus Doom und Prog ist schon bemerkenswert. Besonders die jazzigen Einlagen sind wunderbar in die Songs eingebettet, was mich in dieser Form an RDM (Franco di Sabatino) erinnert. Das Sahnehäubchen auf der Scheibe ist sicher The Dress, das nächsten Monat versuchen wird, die Charts zu erobern. 15 fette Punkte.
Wednesday 13 – Midlife Death Crises: Irgendwo zwischen Thrash, Punk, Sleaze und Nu Metal oder, wie Lemmy sagen würde, this is fuckin‘ Rock’n’Roll. Anspieltipp: When The Devil Commands. 13 Punkte.
Vigilhunter -2025: Progmetal im Stile von Queensryche. Das ist weit weg von schlecht, aber das Songwriting ist verbesserungswürdig. Anspieltipp: Shadow Rider. 13 Punkte.
H.E.A.T. – Welcome To The Future: Wohlwollende Stimmen würden das als Melodic Metal bezeichnen. Andere als Popmetal. Dabei haben die Jungs mit Laughing At Tomorrow bei uns einen Topsong. Alles schon 2536 mal gehört. 11 Punkte.
Melvins – Thunderball: Scheibe Nummer 34 oder so roundabout und kaum einer kennt die Melvins. Mir hat es Sober-Delic von der 2017 er Scheibe angetan, das sich aber in unseren Charts nicht durchsetzen konnte. Auf der neuen Scheibe geht es zwar immer noch punkig zu, aber stoner ist gleichermaßen angesagt. Einfach waren die Melvins noch nie. Victory Of The Pyramids klingt für Melvins-Verhältnisse fast fröhlich. Einen Anspieltipp habe ich nicht. Venus Blood vielleicht. 12 Punkte.
Don Airey – Pushed To The Edge: Die Masse jubelt und man könnte meinen, eine neue „In Rock“ wäre geboren. Jepp, ich weiß, Don Airey ist der Keyboarder von Deep Purple Mark 2354 und schon deshalb soll man wohl in Ehrfurcht niederknien. Aber Mark 2 ist unerreichbar und zwar in jeder Disziplin. Am schlimmsten ist das Songwriting. Das also soll das Classic Rockalbum des Jahres 2025 sein. Aber höchstens, weil es kein wirklich Gutes gibt. Für Mittelmaß gibt es belanglose 10 Punkte.
Das wars Metalheads. Rüdiger
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