Livezone: Ex-Wishbone Ash Martin Turner gastierte gestern (22.11.2023) im Siebener in Mannheim

Am 4.12.1976 gab es das eine Nummer größer in der Eberthalle in Ludwigshafen. Als Support startete damals eine deutsche Band namens Lake und da schmerzten hinterher die Ohren. Ähnlich laut war nie mehr etwas, wahrscheinlich, weil Lake nachhaltig meine Ohren geschädigt haben. Dann kam als Ersatz für Sutherland Brothers & Quiver (wer kam nur auf die Idee, die als Support für Wishbone Ash anzustellen), der erste Auftritt von Gordon Giltrap in Deutschland. Und das war Balsam für die geschundene Seele. Da saß einer, zunächst allein, mitten auf der Bühne und musizierte mit reduzierten Dezibel auf seiner Gitarre. Klasse. Wishbone Ash mutierten damals für mich zur Nebensache, obwohl sie bestimmt ähnlich gut waren wie gestern Abend.

Meine Erwartungen waren niedrig. Das sind aber die besten Voraussetzungen für einen starken Auftritt. Die 50 jährige Live Dates Tour beinhaltete natürlich……die Live Dates. Aber das war erst die Hälfte. Nach dem Instrumentalmonster The Pilgrim schickte der Martin tatsächlich das nächste Instrumentalmonster F.U.B.B. von der There’s The Rub ins Rennen. Das ist alles andere als Mainstream, das ist sogar durchaus gewagt. Aber ein Blick in die Menge zeigt, dass ich nicht der Älteste bin, und Wishbone Ash das damals gerade auszeichnete. Und als Zugabe gab es unter anderem Doctor. Und Martin ist äußerst fortschrittlich: Wenn ich jahrelang „I Need A Glass Of Something“ gesungen habe, dann heißt das jetzt „I Need A Shot Of Something“ :-).

Gefehlt haben mir Persephone, Rest in Peace, Errors Of My Way und Leaf & Stream. Aber das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau.

Auch wenn Martins Stimme nicht mehr so smoothy ist wie vor 50 Jahren, so macht er das durch Spielfreude wett. Seine Anekdoten in den Songpausen über das Entstehen mancher Songs schaffen den Kontakt zum Publikum: Ein Gast wartet in einem Restaurant zu lange auf sein Steak und reklamiert das. Auf die Ausrede von der Kellnerin entgegenet er: Schneid einfach die Hörner ab und stell es auf den Tisch :-). Sorry, wenn ich die Hälfte des Witzes vergessen habe, ist in dieser Kurzform aber auch lustig. Zumindest für Vegetarier.

Die von mir geschätzten 300 Leutchen hatten jedenfalls jede Menge Spaß; auch wenn mir teilweise etwas wehmütig war, wenn ich an all die fehlenden Drogisten dachte. Wishbone Ash war ein Meilenstein in den Siebzigern und transportierten gestern den Originalsound -ein Lob an die Gitarristen- in den Siebener. Teilweise konnte man meinen, dass das Playback ist, weil der Sound fantastisch war. Ein Lob auch an den Siebener, der sich immer mehr zu einem Highlight in der Rhein-Neckar-Metropole entwickelt. 🙂 Rüdiger

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