CD des Monats Dezember 2025: Wings Of Steel – Winds Of Time
Wings Of Steel – Winds Of Time: Die erste Scheibe von den US-Amerikanern brach 2023 über uns Progmetaller herein, wie ein Starkregen auf einen Ameisenhügel. Jeder Regentropfen war wie ein Faustschlag mitten in die Mund :-). Der Nachkömmling würde es nicht einfach haben. Und da ist er. Und selbstbewusst sind die Jungs noch dazu. Einen 10 Minüter als Opener kann man eigentlich nicht machen. Doch man kann. Da machen Dream Theater große Augen. Der Opener Winds Of Time hat alles, was eine große Progmetalhymne braucht. Gnadenlose Power, Tempiwechsel und einen John Bonham Drummer der Superlative. Und dabei ist der Schlagzeuger noch nicht einmal das Beste. Und selbst der Sänger, der an manchen Stellen an den unvergessenen Midnight erinnert, wird noch getoppt von einem jungen Yngwie an der Streitaxt. Genug gelobhudelt, denn besser wird es auf der Scheibe nicht mehr, was nicht heißen soll, dass der Rest schlecht wäre.
Immerhin gibt es da unseren Topsong We Rise und den Topsonganwärter Burning Sands aus unseren Charts. Die Powerballade Crying hat ebenso Hitpotential wie der Stampfer Lights Go Out. Spätestens nach dem dritten Durchgang hat jeder Song gezündet, sogar der Outener Flight Of The Eagle, der anfangs balladesk (etwas langweilig) daher kommt, gegen Ende aber nochmals gut Bratfett abliefert. Ist das die CD des Jahres 2025? Das werden wir bald wissen.
Jetzt bin ich mit dieser Scheibe in einem echten Dilemma. Mit 17 Punkten ist es unser neuestes Topalbum. Da der aus meiner Sicht etwas bessere Erstling noch nicht als Topalbum gelistet ist, muss ich jetzt mal in die Puschen kommen und eine Nachlese schreiben. 🙂 Rüdiger
Und was gab es noch:
Mammoth – The End: Andere Plattformen sind begeistert. Aber warum? Okay, großen Respekt davor, dass Eddies Sohn, Wolfgang van Halen, alle Instrumente selbst eingespielt und noch dazu gesungen hat, wahrscheinlich hat er auch die Songs selbst geschrieben. Was wie ein Vorteil aussieht, geht aber nach meiner Ansicht nach hinten los. Was haben früher alle Schreiberlinge über die mäßigen Sangeskünste von David Lee Roth gelästert, aber eins hatte der gute Dave, eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Das hat Wolfgang leider nicht. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Die Songs sind sowas von belanglos. Hochpoetische Texte wie I Really Wanna (fuck with you) -das singt er tatsächlich- wechseln sich ab mit Langweilern wie All In Good Time. Aber das scheint ihm selbst aufgefallen zu sein, weshalb er den Song „The End“ auf Platz 2 der Playliste gesetzt hat. Und der ist wirklich hörenswert, weil er beim Gitarrenspiel so nach Eddie klingt. Aber ganz ehrlich, jetzt lehnt euch alle mal zurück, und gebt euch mal wieder Hot For Teacher. So etwas findet ihr auf der Scheibe noch nicht einmal im Ansatz. 12 Punkte.
Steve Morse Band -Triangulation: Instrumental! Dann doch lieber die ersten Scheiben von Vinnie Moore. 12 Punkte.
Cea Serin – The World Outside: Wunderbare Pianoparts treffen feinsten Progmetal in Vollendung. Manchmal gibt es beim Gesang „Children Of Bodom“ in einer Lightversion. Zugegeben, das mag für Traditionalisten grenzwertig sein, aber was dachten Traditionalisten 1970 beim Hören von Gillans Schreien? 6 Songs und keiner davon unter 10 Minuten. Das müsste doch genau mein Jagdrevier sein. Und ja, das ist es. Diese Pianoparts erzeugen eine Melancholie, die durch den Progmetal eine einzigartige Melange ergeben. Ich kann jeden verstehen, der von dieser Scheibe nur noch begeistert ist. Und auch hier wieder der Hinweis an Dream Theater: So geht moderner Progmetal.
Und es ist wirklich alles dabei, was das Progherz begehrt. Vielleicht wird ein bisschen zuviel geweint, aber das sind vielleicht Freudentränen, ob des tollen Albums. Leider sind meine zwei Mitstreiter weniger begeistert, weshalb es nur 16 Punkte gibt. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich die 20 Punkte ausgepackt und die Scheibe zum Metal Album des Jahres proklamiert. Jeder Dream Theater-Fan sollte unbedingt reinhören, aber nicht nebenbei zum Frühstück.
Testament – Para Bellum: Album Nr. 13 in 38 Jahren und die meisten habe ich gehört. Richtig warm geworden bin ich mit diesem Thrash Metal allerdings nie. Es wird wie immer ordentlich geknüppelt. Mit Meant To Be gibt es auch ein fast balladeskes Stück, das ich als Anspieltipp empfehlen kann. 13 Punkte.
Them – PSYCHEDELIC ENIGMA: Noch ne Runde Thrash Geknüppel. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich meins. 12 Punkte.
Hammer King – Make Metal Royal Again: Powermetal in Richtung Hammerfall und Powerwolf. Den Titelsong kann man mal antesten. Irgendwie alles schon einmal gehört. Aber live kommt das bestimmt klasse. 12 Punkte.
Pavlov’s Dog – Wonderlust: Wie oft haben wir Progger in den Siebzigern die Pampered Menial gehört und da bevorzugt Song Dance? Teach me a song and I dance for you……Die Zeiten sind leider vorbei. David Surkamps Stimme ist zwar nach wie vor präsent, die Höhen meidet er aber. Und proggy ist das nicht mehr. Eher Midtempo bis balladesk und fast schon langweilig. Mein Skipfinger juckt. Aus alter Verbundenheit 12 Punkte.
RONNIE ROMERO – BACKBONE: Dio und Romero haben nicht nur den Vornamen gemeinsam. Neben dem ähnlichen Werdegang ist es besonders die ähnliche, ausdrucksstarke Stimme. Und da wäre noch die Meinung von Beiden, dass man als Sänger eine erfolgreiche Solokarriere starten kann. Und das ist aus meiner Sicht dem Dio besser gelungen. Das Material auf der neuen Scheibe von Romero ist durchaus nicht schlecht, aber da bleibt nichts hängen, und man findet auch nichts, was Dio nicht schon besser gemacht hätte. Höhepunkte fehlen komplett. Dio Fans sollten trotzdem reinhören. Black Dog ist durchaus hörenswert. 13 Punkte.
Cheap Trick – All washed Up: Über Cheap Trick haben wir Progger doch schon in den Siebzigern gelästert. Ein Schnelltest von 5 Minuten war da aus meiner Sicht durchaus ausreichend, wenn nicht ein bekanntes Hard Rock Magazin die Scheibe zum Monatssieger erklärt hätte. Potzblitz, so sehr können sich 100 Fliegen doch nicht irren. Also nahm ich mir die Scheibe nochmals vor. Aber der erste Eindruck hat sich nur verstärkt. 1000 mal gehört und sooooo langweilig. Und dabei gab es in dem Monat richtig gute Scheiben. 10 Punkte.
Danko Jones – Leo Rising: Ich würde lügen, wenn ich schreiben würde, dass ich Songs von Danko Jones generell nicht mag. Diese Art von Pop Metal hat durchaus einen gewissen Reiz und hinzu kommt, dass Danko eine unverwechselbare Stimme hat. Aber sorry, die neue Scheibe glänzt mit Wiederholungen. Es ist auch egal, welchen Song man von der neuen Scheibe anklickt, einen großen Unterschied gibt es da nicht. 11 Punkte.
Lynch Mob – Dancing With The Devil: Einst war George Lynch einer meiner Melodic Metal-Helden, weil er bei Dokken die Axt schwang. Die Trennung vor Jahren hat beiden nicht gut getan. Und so bietet auch das neue Album nur Durchschnittsware. Auch hier aus alter Verbundenheit 12 Punkte.
Kadavar – Kids Abandoning…..: Die dritte sehr gute Scheibe in diesem Monat. Während das Anfang des Jahres zum Monatssieg gereicht hätte, reicht es diesen Monat nicht. Dieser Hardrock mit fuzzy Einlagen gefällt vor allem durch sein abwechslungsreiches Songwriting. Anspieltipp: Lies. 15 fette Punkte.
Rüdiger Glück, Progger der ersten Stunde.
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