CD des Monats November 2025: Vintage Caravan – Portals

Vintage Caravan – Portals: Das Highlight des Monats.

Vintage Caravan haben schon immer abgeliefert. Bei uns gibt es mit Gateways zwar nur ein erklärtes Topalbum, die anderen Alben, wie Arrivals oder Monuments, stehen dem aber nicht nach.

Wie machen die drei Isländer das? Der Grundstein für jede gute Scheibe ist excellentes Songwriting und das gibt es auch auf der neuen Scheibe satt. Songwriting ist alles und ohne starkes Songwriting ist alles nichts.

Fast jeder Song auf der neuen Scheibe hat das gewisse Etwas. So müssen neue Scheiben sein. Im Einheitsbrei der guten Rezensionen, die ihr anderswo lesen könnt, gehen allerdings solche Ausnahme-Produktionen unter. Anspieltipps gibt es einige, weil das starke Niveau fast durchweg gehalten wird.

Die Idee mit den 5 Portalen hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Für mich sind das gefällige Intros zu den folgenden Songs, nicht mehr und nicht weniger.

Vielleicht sollte das fast schon poppige Alone mit Schunkelqualitäten hervorgehoben werden. Normalerweise würde ich über so etwas herziehen, aber, oh Schreck, sogar das gefällt mir. Am Ende schleichen sich mit My Aurora und Electrified auch zwei nicht ganz so starke Songs ein, aber der Schlusspunkt mit This Road haut nochmals richtig rein.

Dabei kann man die Combo keinem eindeutigen Genre zuordnen. Vintage Siebziger, Retro, Hardrock, Stoner, Prog, Classic Rock, das sind die Genre, in denen Vintage Caravan wildern. Und das Ergebnis ist einzigartig. Das kriegt man derzeit von keiner anderen Band geboten. 16 Punkte und damit neuestes Topalbum unserer Plattform.

Und was gab es noch:

Wucan – Axioms: Zugegeben, es gibt Songs von Wucan, wie Night To Fall, die mir tatsächlich gefallen. Auf der neuen Scheibe ist von der Sorte aber keiner drauf. Statt dessen gibt es gepflegte Langeweile. 10 Punkte.

Vicious Rumors – The Devil’s Asylum: Die Digital Dictator-Zeiten sind vorbei. Dieser Power-Metal nervt mich auf die Dauer. Crack The Sky In Half ist ganz passabel. 10 Punkte.

Arjen Anthony Lucassen – Songs No One Will Hear: Die Welt geht mal wieder unter. No One Will Hear that. Obwohl ich Lucassen manchmal mag, das ist es nicht. Für mich triviale Songs am Rande des Kitsch. Heute ist 10 Punkte Tag. 🙂

Helstar – The Devil’s Masquerade: Dark Incarnations vom 2021 Album war eine der Entdeckungen dieses Jahres. Danke Pepper. Aber so einen Song sucht man auf dem neuen Album vergebens. Powermetal wie oft produziert? Für mich ist das Massenware und schnell wieder vergessen. 11 Punkte.

Paradise Lost – Ascension: Das sind alles neue Songs, obwohl es eher nach einem Ritt durch die Epochen klingt. Manche mögen ja auf solche Mischungen stehen, andere mögen es abwechslungsreich nennen, einige seltene Vögel mögen nur den Klargesang und weniger die Growls. Aber alles in allem fehlen mir die großen Hits. Paradise Lost machen mit dieser Gothic und Doom-Chose jedenfalls das, was sie schon immer gemacht haben. 14 Punkte.

Michael Schenker Group – Don’t Sell Your Soul: Michael Schenker ist zweifellos ein begnadeter Gitarrist. Allerdings spielt er seit 45 Jahren den gleichen Hardrock-Stiefel. Alte Fans können bedenkenlos zugreifen. Das Riff, wenn man das Riff nennen kann, auf Eye Of The Storm ist überraschend klasse. 13 Punkte.

Amorphis – Borderland: Dieser Elektronik-Melodic Death war noch nie wirklich meins. Metalheads, die die Pet Shop Boys lieben, das aber nicht zugeben wollen, sind hier bestens bedient. Nee, Quatsch, gar nicht so schlecht. 12 Punkte.

Atomic Rooster, die Helden meiner Jugend, haben nach 40 Jahren mit Circle The Sun nachgelegt.  Aber geht Atomic Rooster ohne Vincent Crane überhaupt? Es geht so. Dank dem starken Adrian Gautrey, der den Vincent Crane-Spirit gut in das neue Zeitalter transportiert. Solch eine Hammond hätte ich mir beim letzten Don Airey Soloalbum gewünscht. Die neuen Rooster-Songs sind hardrocklastiger, oder hätte ich besser geschrieben einfacher gestrickt? Der Psychedelic-Charme eines „Black Snake Living In A Black Home“ -kriege ich etwa gerade Tränen in die Augen- fehlt schon etwas. Aber diese Hardrocksongs kommen auch nicht an die Hardrockgranate Head In The Sky ran. Und trotzdem, Atomic Rooster lebt. 14 Punkte.

DIRKSCHNEIDER & THE OLD GANG – Babylon: Vor 30 Jahren hätte ich vielleicht gejubelt. Aber Udo, so ganz im Vertrauen, wir sind ja hier fast unter uns, was glaubst du, warum Metalheads deine Sachen kaufen/hören? Um eine Frau ohne Wiedererkennungswert singen zu hören? Also, wenn schon, dann frag doch die Doro. Ein paar Songs sind durchaus hörbar wie Metal Sons. Ich sehe schon die Fans, wie die in den Hallen dazu die Faust recken. 12 Punkte.

Vorfreude auf die neue Wings Of Steel im nächsten Soundcheck. Rüdiger

 

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