CD des Monats Oktober 2022: Parkway Drive-Darker Still

Eine wahre Masse an Neuerscheinungen hat letzten Monat die Zeit verkürzt. Neben all dem Systemdreck, den uns die öffentlichen Sender kredenzen, gibt es also doch auch gute Nachrichten.

Parkway Drive- CD des Monats? Bin ich des Wahnsinns kesse Beute? Old school-Parkway Drive Fans werden an dem Album keine besondere Freude haben. Aber dafür könnte es jede Menge neue Fans geben. Was sich schon mit dem letzten Album ankündigte, wird hier konsequent fortgesetzt. Der alte Metalcore ist nicht komplett verschwunden, aber die feine Dosierung macht den Unterschied.

Bislang war Parkway Drive weder in unserer Topalbenliste noch in der Topsongliste vertreten, obwohl Prey schon ein Klassesong ist. Darker Still hat jetzt den Sprung in die Topsongliste und in die Topalbenliste geschafft. Was für eine Powerballade. Metallica wird der sicher gefallen. Mir auch, auch wenn ich mich zunehmend als Softie oute. Die anderen Songs auf der Scheibe sind dann eher im Prey-Style. The greatest Fear hat sogar Holy Diver Anleihen im Riff. Der Refrain von If a God can bleed ist wunderbar geeignet für ein Schunkeln im Stadion. Wer’s mag. Aber ansonsten gehen Parkway Drive schon zur Sache; als Querverweis würde ich auf Disturbed verweisen.

Fazit: Allein für den Mut, bereits ausgetretene Pfade zu verlassen, und sich selbst neu zu erfinden, gebührt nicht nur Respekt, sondern auch der verdiente Sieg in diesem Soundcheckmonat.  16 Punkte.

 

Aber dieser Sieg war durchaus knapp wie die folgenden Noten beweisen:

Clutch-Sunrise on Slaughter Beach: Clutch-Scheiben haben alle gemein, dass sie ausnahmslos gut sind. Die bewegen sich allesamt zwischen 10 und 14 Punkten. Und hier haben wir einen nach meinem Geschmack besseren Output vor uns. Mountain of Bone gefällt mir besonders gut. Und in Mercy Black klingt der Sänger tatsächlich nach Klaus Lage. Lustig, oder? 14 Punkte für diesen Stoner Rock.

Ozzy-Patient Number 9: Am 1.11.1975 gastierte Ozzy mit Black Sabbath in der Ebert-Halle in Ludwigshafen. Da stand der Ozzman voll im Saft; ich übrigens mit meinen 15 Lenzen auch. 14 Märker kostete der Spass -umgerechnet 7 Euro der heutigen Dreckswährung- aber uns geht es ja allen besser.                               1977 verließ Ozzy die Band und produzierte bislang 13 Outputs, ohne die Klasse der Sabbath Scheiben jemals zu erreichen. Zugegeben, in unserer Topalbenliste tummeln sich drei Scheiben, aber die sind doch schon betagt. In den letzten Jahren war der Ozzy eher mittelmäßig. Die neue Scheibe möchte an vergangene Zeiten anknüpfen und das gelingt ihr auch. Anders als Michael Schenker, der die Sänger wechselt, wechselt Ozzy nun die Gitarristen, was mir abwechslungsreich erscheint. Neben Jeff Beck geben sich Eric Clapton, Tony Iommi und auch der wilde Zakk die Ehre. Besonders One of those Days mit Slowhand Clapton hat es mir angetan. Das ist Slowhands bester Song seit Cream. In Tony Iommis „No escape from now“ höre ich den Hall aus längst vergangenen Sabbath-Zeiten. Planet Caravan lässt grüßen. Und irgendwo gibt es auch eine Mundharmonika, die an „The Wizard“ erinnert. Im Song Patient Number 9 zeigt Jeff Beck, dass er doch noch rocken kann. Insgesamt macht diese Scheibe einfach Spass. 15 Punkte.

Talas-1985: 1985 war ein gutes Jahr. Die Songs auf dieser Scheibe stammen überwiegend aus dieser Zeit. Doch vor der Veröffentlichung trennte man sich und beschloss erst vor kurzem, das Material doch noch zu veröffentlichen. 80 er True Metal ohne Schnörkel. Vielleicht, wen wundert es, etwas aus der Zeit gefallen. Aber 13 Punkte ist mir das schon wert. Übrigens spielt hier Ausnahmebassist Billy Sheehan, den wir von Mr. Big und David Lee Roth kennen.

Kings of Mercia-2022: Erinnern mich an harte Kansas, was der Steve Walsh Stimme geschuldet ist. Manchmal klingt der Sänger auch nach Paul Rodgers (Free, Bad Company). Vom Sound her geht das in Richtung Giant und Damn Yankees. Was hat sich Jim Matheos nur dabei gedacht? Die zweite Fates Warning-Enttäuschung in einem Monat. Melodicrockern, die bei Bon Jovi am Rad drehen, könnte das gefallen. Anspieltipp Humankind. 10 Punkte.

Flogging Molly-Anthem: Mehr Spass geht nicht! Hast du schlechte Laune, dann genügt meist Devil’s Dancefloor, um diese zu vertreiben. Und genau in diese Kerbe haut das neue Album. Mehr Irland geht nicht. Am besten ein Konzert in einem versifften Club in Dublin buchen, wenn es sowas noch gibt. Die guten, alten Zeiten. Irish Fun Folkrock vom Feinsten. Fidel, E-Gitarre und Hymnen. Eine perfekte Mischung. Und zum verschnaufen mit No Last Goodbyes auch die übliche Ballade, die die Fans zum Hochhalten der Smartphones animiert. 15 Punkte. Anspieltipps? Klick dich einfach irgendwo auf der Scheibe ein. 15 Punkte.

Sonja-Loud Arriver: melodischer True Metal mit nach meinem Geschmack etwas zu flachen, halligen Vox. Die Songs sind aber in sich stimmig und erinnern mich manchmal an Blue Oyster Cult, was wohl dem Songwriting geschuldet ist. 14 Punkte.

Megadeth-The Sick, the Dying….and the Dead! Mega-Dave haut hier ein Ding raus, das ihm nach meiner Ansicht niemand seiner doch großen Fangemeinde noch zugetraut hätte und das nach dieser schweren Krankheit. Das ist die beste Scheibe seit der glorreichen Countdown to Extinction. Wer Mega-Dave bislang mochte, kann bedenkenlos zugreifen; für alle anderen gilt das Gegenteil. Es ist und bleibt Trash, wenn auch mit poppigen Zügen in der B-Note. Neben dem Opener empfehle ich This Planet’s on Fire mit Sammy Hagar und We’ll be back als Höhepunkte. 14 Punkte.

Mad Max-2022: Mad Max hatten ihre große Zeit in den Achtzigern. Das Night of Passion Album aus 1988 werden die Münsterraner wohl nicht toppen können, aber sie liefern hier einmal mehr ein Hardrock-Album ab, an dem es kaum etwas zu meckern gibt. Days of Passion erinnert an Topsong Burning the Stage und ist mein Anspieltipp. Innovativ ist es halt nicht. 12 Punkte.

Blind Guardian-The God Machine ist klasse – wie immer. 5 Scheiben sind in unserer Topalbenliste, das sagt wohl alles. Und auch diese Scheibe kann das noch schaffen. Der krachende Opener Deliver us from evil wird gefolgt von anderem Bombast-Metal. Am besten gefällt mir Life beyond the Spheres. Und natürlich die Ballade Let it be no more. Wir Metalheads sind schon ein merkwürdiges Völkchen. Vielen gefällt nur ein Genre, aber der kleinste gemeinsame Nenner von uns allen ist Blind Guardian. Blind Guardian ist hart genug für die ganz Harten und weich genug für die Softies. Und natürlich super: Hansi Kürsch und seine Chöre. Diese unverwechselbare Stimme thront über allem. 15 Punkte.

King’s X-Three Sides of One: 14 Jahre später. Solange war von King’s X nichts Neues mehr zu hören. Und abwechslungsreich ist die Neue geworden. Nur ist abwechslungsreich nicht immer gut. Überwiegend können King’s X Fans aber zufrieden sein. Selbst die Beatles klingen hin und wieder mal durch. 14 Punkte.

Trial (swe)-Feed the Fire: Schweden-Powermetal. Das ist sicher nicht schlecht, aber 10 Sekunden nach Verklingen des letzten Tons, habe ich die komplette Scheibe vergessen. Da ist nichts mehr da und, wenn mir einer nochmals einen dieser Songs vorspielt, dann höre ich den gefühlt zum ersten Mal. Aber nett. 10 Punkte.

King Buffalo-Regenerator: Locker relaxter Stoner. Abschluss einer anfangs depressiven Trilogie, die hier hoffnungsvoll, optimistisch abschließt. Fette 15 Punkte.

Lacrimas Profundere-How to shroud yourself with Night: Lacrimas kann das besser! Ich kann sogar sehr gute Songs benennen, die in Spotify noch nicht einmal in den top ten von dieser Band stehen: My sweet little darkness, the worship of counting down, a pearl und Again it’s over gefallen mir top. Aber der neue Output kann mich nicht überzeugen. Mit Death-Growls kann ich selten etwas anfangen. Es sind einfach die Songs, die bei mir nicht zünden. Wer Dark Metal in Richtung Paradise Lost mag und auch Death-Growls gegenüber nicht abgeneigt ist, kann da reinhören. 10 Punkte.

Viel Spass Rüdiger

 

 

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