CD des Monats November 2022: Joe Lynn Turner-Belly of the Beast
Nein, das glaube ich jetzt nicht. Joe Lynn CD des Monats? Zuviel Cannabis gefrühstückt? Während Joe Lynn bislang nur durch durchschnittliche Alben aufgefallen ist, gibt es auf der neuen Scheibe volles Brett. Ungewöhnlich hart. Heavy Metal statt öde. Und selbst das bisherige Manko, das Songwriting, hat sich verbessert. Man höre nur Tortured Soul oder Fallen World. Und am Gesang kann die Durchschnittlichkeit nicht gelegen haben. Diese warme Stimme hat einen hohen Wiedererkennungswert. Immerhin befinden sich mit Stone Cold und Eyes of Fire zwei Topsongs in unserer Topsongliste, die Joe Lynn eingesungen hat. Ich bin jedenfalls positiv überrascht und gebe 15 Punkte, auch wenn Meister Pepper bestimmt meint, dass man das kein zweites Mal hören muss.
Und dabei gab es die letzten Wochen eine Menge Konkurrenz:
Queensryche-Digital Noise Alliance: Jedes Mal neue Hoffnung und jedes Mal mehr oder mindere Enttäuschung. 4 Topalben in unserer Liste, aber das ist über 30 Jahre her. Zugegeben, das könnte die beste Scheibe seit der Empire sein. Die Highlights sind Lost in Sorrow und Realms. Der Rest ist Durchschnittsware. Und Rebel Yell zeigt ein wenig, woran es mangelt. Todd la Torre versucht nach Billy Idol zu klingen, und das schafft er genausowenig wie bei Geoff Tate. Kopien werden nie Herausragendes schaffen. Diese Rebel Yell-Version ist bei der Wahl zum überflüssigsten Cover des Jahres ganz weit vorne. Ob die Jungs von Queensryche eigentlich wissen, wieviele Frührentner abends im Bett liegen und darum beten, dass die neuen Songs, vor! der Veröffentlichung, zu Chris de Garmo geschickt werden, damit der ein bisschen nachpoliert? Wohlgemeinte 13 Punkte.
The Cult-UNDER THE MIDNIGHT SUN: Sonic Temple war wohl deren stärkste Scheibe, aber irgendwie bin ich mit denen nicht warm geworden. Es ist nicht schlecht, fast so wie immer. Cult ist Kult und für deren Fans ein Pflichtkauf. Anspieltipp? Vielleicht Mirror. 11 Punkte.
Slipknot-THE END SO FAR: Slipknot Scheiben muss man sich immer einmal! anhören, weil sich da gerne ein Edelstein versteckt. So auch auf dieser Scheibe. Man muss aber bis zum letzten Song warten, der sich bezeichnenderweise „Finale“ nennt. Finale ist großartig. Und der Weg dahin ist beschwerlich. Wer es nicht glaubt, kann es als nächstes mit Heirloom probieren. Alles in allem ist mir das 12 Punkte wert.
Dropkick Murphys-THIS MACHINE STILL KILLS FASCISTS: Die amerikanischen Blutsbrüder von Flogging Molly. Feiner Folk(hard)rock. 13 Punkte.
ALTER BRIDGE-Pawns & Kings: Durch Goldkehlchen Myles Kennedy haben Scheiben von Alter Bridge einen hohen Wiedererkennungswert. Die aus der Band Creed hervorgegangenen Alter Bridge spielen einen melodiösen Metal ohne großartig anzustrengen. Insgesamt 13 Punkte. Anspieltipp: Sin After Sin.
Skid Row-THE GANG’S ALL HERE: 18 and Life und I Remember You waren deren Sternstunden und sind in unserer Topsongliste. Die neue Scheibe ist geradliniger Metal, allerdings fehlt mir meist der Wiedererkennungswert wie im simplen Anspieltipp Time Bomb (ticktickticktick). Der kommt live sicher gut. 12 Punkte
WHISKEY MYERS-TORNILLO: Für die nicht ganz so Harten gibt es hier Dire Straits Style mit Country-Zusätzen. 11 Punkte.
AVATARIUM-Death, where is your sting: Doomiger Metal ohne Höhen und Tiefen. Wer Frauengesang mag ist hier richtig. In God is Silent kann man mal reinhören. 11 Punkte
AVANTASIA-A PARANORMAL EVENING WITH THE MOONLIGHT SOCIETY: Soll ich alle Topsongs und Topalben aufzählen, die sich hier versammelt haben? Ich belasse es mal bei den Namen: Ralf Scheepers (Primal Fear), Geoff Tate (Queensryche), Bob Catley (Magnum), Ronnie Atkins (Pretty Maids), Michael Kiske (Helloween), Jorn, Eric Martin (Mister Big) und selbst Tobias Sammet ist mit Farewell in unserer Liste vertreten. Die Erwartungen waren damit hoch, wurden aber nicht erfüllt. Nur der Bob Catley Song kann überzeugen, weil er noch dazu nach Magnum klingt. Der Rest ist schnell vergessen. 12 Punkte.
Ugly Kid Joe-Rad Wings of Destiny: Sie haben es wieder getan. Cats in the Cradle 2.0 heißt Lola (Kinks Cover) und sie verpassen Lola genau das Maß an Härte, das es zum besten Cover des Jahres machen könnte. Allerdings täuscht der Opener mit AC/DC Sexappeal zunächst über die wahre ruhige Linie des Albums hinweg. Das ist kein Metal, das ist meistens auch kein Hardrock, das ist keinesfalls ugly. Der inzwischen erwachsen gewordene Joe macht einfach schöne Rockmusik. Man sollte keinesfalls vor dem Ende der Scheibe das Hören beenden, weil sich dort die besten Songs tummeln. 14 Punkte.
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